Foto: ADFC/Deckbar (CC BY-NC-SA 2.0)

Wie bringt die Zivilgesellschaft die Mobilitätswende voran?

Die Zivilgesellschaft ist treibende Kraft für die Mobilitätswende in Deutschland. Organisationen wie der ADFC richten jedes Jahr zahlreiche Fahrraddemos aus, auf denen unter anderem der Ausbau sicherer Radwege gefordert wird. Durch das Engagement der 2016 gegründeten „Initiative Volksentscheid Fahrrad“ hat das Land Berlin im Sommer 2018 ein Mobilitätsgesetz beschlossen, das den Ausbau sicherer Radverkehrsinfrastruktur beinhaltet [1]. Dieses Beispiel zeigt: Gesunde, aktive Mobilität ist keine private Angelegenheit. Damit sie überhaupt allen Menschen offensteht, müssen sich Infrastruktur und Gesetze verändern, und dafür braucht es zivilgesellschaftliche Mitbestimmung.


 

„Welche Rolle hat die Zivilgesellschaft in der Mobilitätswende? Wir möchten erforschen, wie Bürgerinnen und Bürger ihre gesundheitlichen und ökologischen Interessen gegenüber jenen der Autoindustrie wirkungsvoll vertreten. Zudem interessiert uns, wie dieses Engagement mittels transdisziplinärer Ansätze wie Citizen Science gestärkt werden kann.“

Dr. Vivian Frick

 


Die Mobilitätswende – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Zur Förderung des Umstiegs auf Fahrrad, öffentlichen Verkehr und Fußverkehr konzentriert sich die Forschung bisher meist auf die Verhaltensveränderung von Privatpersonen. Doch um eine Wende auf gesellschaftlicher Ebene zu erreichen, müssen wir neben privater Verkehrsmittelwahl auch weitere Handlungsspielräume betrachten, die Menschen in der Gesellschaft nutzen können – sei es am Arbeitsplatz, in Unternehmen, in Vereinen oder an der Wahlurne. Diese vielseitigen Hebel sind für die Mobilitätswende unverzichtbar, wurden aber bisher nicht ausreichend untersucht.

Zivilgesellschaftliches Engagement als Schlüsselfaktor

Das AMBER-Team will besser verstehen, welche individuellen, sozialen und systemischen Faktoren dazu führen, dass Menschen sich im Bereich der Mobilität zivilgesellschaftlich engagieren. Welche Faktoren spielen eine Rolle, wenn sich aus privatem Verhalten – etwa regelmäßigem Fahrradfahren – ein zivilgesellschaftliches Engagement entwickelt – etwa die Teilnahme an Fahrraddemos? Die Forschungsergebnisse sollen helfen, den Zusammenhang von individuellem Verhalten mit gesellschaftlichen Veränderungen besser zu verstehen, um Empfehlungen für Maßnahmen zur Mobilitätswende abzuleiten.



Unsere Forschungsfragen

  • Was motiviert Menschen, sich für die Mobilitätswende zu engagieren?
  • Welche Rolle spielen dabei das Umweltbewusstsein oder gesundheitliche Verkehrsrisiken?
  • Wie kann zivilgesellschaftliches Engagement gefördert werden, um die Mobilitätswende demokratisch und sozial zu gestalten?


Zitierte Literatur

1. Becker, S., Bögel, P., & Upham, P. (2021). The role of social identity in institutional work for sociotechnical transitions: The case of transport infrastructure in Berlin. Technological Forecasting and Social Change 162, 120385.